Parasitenkunde


Die bedeutendsten Endoparasiten beim Pferd sind:


  1. Große Strongyliden

  2. Kleine Strongyliden

  3. Spulwürmer

  4. Pfriemenschwänze

  5. Zwergfadenwurm

  6. Magenwürmer

  7. Magendasselfliegenlarven

  8. Lungenwürmer

  9. Bandwürmer

  10. Leberegel


  1. Große Strongyliden


Ausgewachsene Würmer der Gruppe der großen Strongyliden haben eine Größe zwischen 1,6 und 4 cm und sind häufig von rotbrauner Farbe, woher auch der gebräuchliche Name „Blutwürmer“ stammt.

Infektionsweg: Die adulten (erwachsenen) Weibchen beginnen im Alter von 5 bis 10 Monaten mit der Ausscheidung von Eiern (die Adulten werden bis zu 2 Jahren alt). Diese werden mit dem Kot ausgeschieden und entwickeln sich innerhalb von 5 bis 8 Tagen zu infektionsfähigen Larven. Diese bleiben über 2 Monate infektionsfähig und können auch überwintern! Die Larven werden beim Fressen aufgenommen und gelangen so in den Darm, von wo aus sie zunächst die Wanderungen antreten. Schließlich gelangen sie wieder in den Darm und entwickeln sich dort zu geschlechtsreifen adulten Stadien.

Symptome: Die erwachsenen Würmer saugen sich an der Darmwand fest und ernähren sich von Blut, während die Larvenstadien der verschiedenen Arten zunächst einer Wanderphase durchleben, in der sie, je nach Art zum Beispiel durch die Leber oder die Gefäße der Därme wandern und hier erhebliche Schäden anrichten können. Die Entwicklung bis zum erwachsenen, eierproduzierenden Wurm dauert Monate, so dass schon Schäden vorhanden sein können, wenn noch keine Eier im Kot nachweisbar sind.

Die Larven verursachen unter anderem Blutungen im Darm, Fieber, Gefäßentzündungen und Embolien (Verstopfung von Gefäßen durch Blutgerinnsel), die zu lebensbedrohlichen Koliken und dem Absterben von Darmanteilen führen können.

Adulte große Strongyliden können zu Blutarmut, Abmagerung, Schwäche, mangelnder Fresslust und Durchfall führen.

Abmagerung ist häufig auf Parasitenbefall zurück zu führen

Prophylaxe und Bekämpfung: Im Stall tägliches Ausmisten und gelegentliche Desinfektion, auf der Weide Absammeln, wechselnde Beweidung mit Pferden und Rindern, Drainage besonders feuchter Gebiete (Überlebensdauer der Larven), möglichst saubere Weiden für Jungtiere und Vermeidung von Überweidung. Außerdem ist eine regelmäßige Entwurmung, ggf. nach Kotprobenuntersuchung, essentiell bei der Prophylaxe und Bekämpfung der großen Strongyliden.


  1. Kleine Strongyliden


Als kleine Strongyliden bezeichnet man zwei verschiedene Wurmfamilien, die bis zu 25 mm groß werden.

Infektionsweg: Die erwachsenen Weibchen legen im Blind- und Dickdarm Eier ab, die sich in der Außenwelt in 5 bis 7 Tagen zu infektionsfähigen Larven entwickeln. Diese Larven bleiben bis zu einem Jahr infektionsfähig! Die Larven kriechen an feuchtem Gras oder an Stallwänden hoch und werden dort beim Fressen oder durch Belecken (Fohlen!) aufgenommen. Sie gelangen wieder in Blind- und Dickdarm und kapseln sich in der Schleimhaut ein, wo sie innerhalb von 6 bis 12 Wochen zu geschlechtsreifen Würmern heranwachsen und an die Schleimhautoberfläche zurückkehren. Die in der Schleimhaut verkapselten Larven (enzystierte Strongylidenlarven) haben bei den Entwurmungen eine besondere Bedeutung, da sie nur sehr schwer abzutöten sind.

Eine Sonderform des Befalls ist die sogenannte Larvale Cyathostominose. Hierbei kommt es ab Herbst bis zum Ende des Winters zu einer Zunahme der abgekapselten Larven in der Schleimhaut. Im Frühjahr kommt es zu einer gleichzeitigen Massenauswanderung. Hierdurch wird die Darmschleimhaut massiv geschädigt, quasi durchlöchert. Besonders Jungtiere sind betroffen.

Sauber abgesammelte Portionsweide = optimale Reduzierung von Parasitenbefall

Symptome: Da die kleinen Strongyliden meist zusammen mit den großen Strongyliden vorkommen, wird ihnen kein besonderes Krankheitsbild zugeordnet. Der Befall mit beiden Arten wird generell als Strongylidose bezeichnet.

Prophylaxe und Bekämpfung: siehe große Strongyliden, bei den Wurmkuren muss besonderes Augenmerk auf die Wirksamkeit gegen enzystierte Stadien gelegt werden.


  1. Spulwürmer


Der Spulwurm des Pferdes, Parascaris equorum, wird bis zu 50 cm lang und bleistiftdick. Der Sitz der adulten Würmer ist der Blinddarm.

Infektionsweg: Die Eier entwickeln sich in der Außenwelt binnen 8 bis 15 Tagen zu infektionsfähigen Larven, die nach der Aufnahme abgeschluckt werden. Die Larven bohren sich durch die Darmschleimhaut und wandern auf Blut und Lymphwegen in Leber und Lunge, wo sie erhebliche Schäden hinterlassen können. Über die Luftröhre gelangen die Larven in den Rachen, werden abgeschluckt und entwickeln sich im Dünndarm zu erwachsenen Stadien, wo sie nach insgesamt 6 bis 12 Wochen mit der Eiablage beginnen.

Symptome: Wenn bei starkem Befall einzelne der großen Würmer im Kot zu erkennen sind, wird die Erkrankung schnell durch den Besitzer bemerkt. Ansonsten kommt es besonders bei jungen Pferden zu chronischen Darmentzündungen, Abmagerung, Koliken und glanzlosem Fell. Manchmal kommt es auch zum Darmverschluss oder zur Darmperforation mit nachfolgender Bauchfellentzündung. Diese Fälle sind fast aussichtslos. Die durch Leber und Lunge wandernden Larven lösen teilweise Leberentzündungen mit Gelbsucht oder Husten bis hin zur Lungenentzündung durch Sekundärinfektionen der geschädigten Lunge aus.

Prophylaxe und Bekämpfung: siehe große Strongyliden. Die Larven sind extrem widerstandsfähig, Stallreinigung mit Dampfstrahlgeräten


  1. Pfriemenschwänze (Oxyuris equi)


Pfriemenschwänze treten häufiger bei älteren als bei jungen Tieren auf und siedeln sich im Dick- und Blinddarm an. Die erwachsenen Würmer sind 1,9 (Männchen) bis 18 cm (Weibchen) lang.

Infektionsweg: Die Weibchen wandern zur Eiablage in das Rektum und setzen außerhalb des Anus tausende Eier in einer klebrigen Flüssigkeit ab (Eischnüre). Danach kehren sie in den Darm zurück und verenden dort. In den Eiern wachsen in 3 bis 5 Tagen die infektionsfähigen Larven heran, die in die Einstreu fallen und von dort aufgenommen werden. Die Larven gelangen in den Blind- und Dickdarm und reifen innerhalb von 4 bis 5 Monaten zu geschlechtsreifen Würmern, die wiederum Eier ablegen.

Symptome: Die Eiablage der Weibchen (vor allem nachts) führt zu einem starken Juckreiz. Die Tiere scheuern sich an allen erreichbaren Gegenständen und bekommen hierdurch einen sogenannten Rattenschwanz. Durch das ständige Jucken kann die Haut stark geschädigt werden und es kommt zu Entzündungen. Bei nächtlicher Unruhe der Pferde sollte nach den Eischnüren gesucht werden. Weitere Symptome sind wie bei anderen Endoparasiten zum Beispiel Abmagerung und Koliken.

Parasitenbefall kann zu Koliken führen

Prophylaxe und Bekämpfung: Da die Larven im infektionsfähigen Zustand die Einstreu erreichen, ist tägliches Misten und eine sorgfältige Stallhygiene besonders wichtig. Boxenpferde sind besonders häufig von Pfriemenschwänzen befallen! Werden Eischnüre gefunden sollten diese mit Seifenwasser abgewaschen werden. Da die Larven sehr lange im Darm schmarotzen können ehe überhaupt Eier gefunden werden, sollte mit einer entsprechenden Entwurmung nicht bis zum Auftreten der Eier oder des Juckreizes gewartet werden.


  1. Zwergfadenwurm


Strongyloides westeri, der Zwergfadenwurm des Pferdes, verursacht bei erwachsenen Pferden kaum Schäden, ist jedoch bei Fohlen und Jungpferden häufig Ursache für eine schlechte Entwicklung. Die Larven werden über die Milch, manchmal auch durch Belecken und über die Haut aufgenommen und machen eine Körperwanderung durch, bei der sie verschiedenste Schäden verursachen können. Abmagerung und Koliken sind die Folge eines Befalls. Auch der zum Zeitpunkt der sogenannten Fohlenrosse auftretende Durchfall wird mit der Strongyloidose in Verbindung gebracht.

Prophylaxe und Bekämpfung: Sehr gute Boxenhygiene, Vermeidung von verseuchten Weiden, Entwurmung der Mutterstute kurz vor der Geburt bzw. am Tag der Geburt, regelmäßige Entwurmung der Fohlen und Jungtiere (häufiger als bei erwachsenen Tieren!) mit geeigneten Mitteln.



  1. Magenwürmer


Bei den Magenwürmern der Pferde handelt es sich um drei verschiedene Arten. Hebronema muscae (gelber Magenwurm), Hebronema majus (großer Magenwurm) und Draschia megastoma (kleiner weißer Magenwurm). Die erwachsenen Würmer parasitieren an und in der Magenschleimhaut während die Larven in Schleimhäuten und an Hautverletzungen zu finden sind. Hieraus ergeben sich die verschiedenen Bilder der Magen- und Hautform dieser Erkrankung.

Infektionsweg: Die Weibchen legen Eier ab, die, bis auf eine Art, die direkt wieder aufgenommen werden kann, einen Zwischenwirt, nämlich Fliegenmaden brauchen. Die Maden nehmen die Eier aus dem Mist auf und übertragen sie als adulte Fliegen auf die Schleimhäute (Maul, Nüstern) oder in Wunden. Die Larven gelangen über Maul und Nüstern wieder in den Magen und wachsen dort zu fortpflanzungsfähigen Stadien heran.

Symptome: Die Stadien, die im Magen parasitieren verursachen durch das Einbohren in die Schleimhaut Magengeschwüre und Blutungen, in schweren Fällen Verdauungsstörungen und Kolikerscheinungen bei Abmagerung und Leistungsschwäche (Magenform). Von Fliegen auf Wunden übertragene Larven verursachen die Hautform. Die Larven entwickeln sich in den Wunden nicht zu adulten Würmern, verhindern sie die normale Wundheilung und überleben in den Wunden die gesamte warme Jahreszeit. Diese sogenannten Sommerwunden bilden häufig übermäßiges Granulationsgewebe (Wildfleisch) und können nur abheilen, wenn die Larven aus den Wunden entfernt werden. Sterben die Larven zu Beginn der kalten Jahreszeit ab, so heilen die Wunden aus, es bleiben jedoch häufig Narben. Gelegentlich gelangen Larven ins Auge und verursachen schlecht heilende Bindehautentzündungen oder in die Lunge, wo sie Knötchen bilden und chronischen Husten und Leistungsminderung verursachen können.

Prophylaxe und Bekämpfung: Bekämpfung der Fliegen im Stall und richtige Mistpackung um die Entwicklung der Maden zu verhindern. Adulte Magenwürmer können mit bestimmten Wurmkuren bekämpft werden, die in den Wunden schmarotzenden Larven können nur vom Tierarzt entfernt werden.


  1. Magendasselfliegenlarven (Magendasseln, -bremsen)


Die Dasselfliege ist je nach Art 8 bis 18 mm groß und von rotgelber bis braunschwarzer Farbe. Die Larve 2, die Magendassel ist rötlichbraun, tonnenförmig und etwa 1,5 cm lang.

Infektionsweg: Die Dasselfliege, deren Anfluggeräusch die Pferde sehr nervös machen kann, legt von Juni bis September (teilweise auch früher und später) ihre gelben Eier an Vorderbeinen, Schultern, Flanken, Maul und Nüstern ab. Aus den Eiern schlüpft die Larve 1, die durch Belecken aufgenommen wird oder aktiv ins Maul wandert. Diese Larven bohren sich in die Zunge ein und reifen dort heran. Nach ca. 4 Wochen wandern sie wieder aus der Zunge aus und gelangen als Larve 2 und 3 (Magendassel) in den Magen, wo sie sich in der Schleimhaut festbeißen. Nach Monaten gelangen diese Larven über den Darm in die Außenwelt, wo die Dasselfliegen schlüpfen.

Symptome: Die gelben Eier der Dasselfliegen lassen sich leicht an den Pferden erkennen. In manchen Gegenden findet man sie nur vereinzelt, in anderen Gegenden massenhaft, besonders an den Vorderbeinen. Die in der Zunge und im Gaumen lebende Larve 1 verursacht Schwellungen und Schluckbeschwerden, die jedoch meist nur bei sehr massivem Befall auffallen. Die Stadien im Magen können zu Magengeschwüren und –entzündungen, Freßunlust, Leistungsabfall und Blutarmut führen.

Prophylaxe und Bekämpfung: Die Eier können mit einem Messer oder feuchtwarmen Lappen, evntl. mit einem insektiziden Zusatz, entfernt werden. Die Larven werden mit Ivermectin oder Moxidectin abgetötet.

Verschiedene Antiparasitika gegen Magendasseln

  1. Lungenwürmer


Lungenwürmer (Dictyocaulus arnfieldi) finden sich meist bei Pferden, die mit nicht ausreichend entwurmten Eseln zusammen gehalten werden. Es gibt jedoch auch Berichte über Erkrankungen von Pferden aus Russland, die nicht mit Eseln in Kontakt kamen.

Infektionsweg: Die erwachsenen Weibchen, bis zu 6 cm lang, leben in der Luftröhre und den Bronchien von Eseln. Die ausgeschiedenen Eier werden hochgehustet und abgeschluckt. Nach 3 bis 4 Tagen entwickeln sich im Kot die infektionsfähigen Larven, die beim Fressen aufgenommen werden und über den Blutweg in die Bronchien gelangen. Beim Pferd ist umstritten, ob die Weibchen bis zur Eiablage gelangen, beim Esel persistieren die Würmer bis zu 5 Jahren. Die Larven im Kot können nicht überwintern, eine Weide ist also nach einer Winterpause wieder frei.

Symptome: Beim Esel verläuft die Erkrankung häufig symptomlos oder in abgeschwächter Form. Pferde bekommen Husten, verdickte Bronchialschleimhäute und durch die Schädigungen häufig Sekundärinfektionen. Aufgrund der Schleimproduktion fällt häufig beidseitiger Nasenausfluss auf. Der Verdacht auf einen Lungenwurmbefall besteht wenn die klinische Symptomatik vorliegt und ein Großteil des Bestandes betroffen ist.

Prophylaxe und Bekämpfung: Esel sollten vor dem Verbringen in einen Pferdebestand mit einem geeigneten Mittel entwurmt werden und diese Behandlung bei Verdacht wiederholt werden. Besteht der Verdacht auf einen Lungenwurmbefall muss der gesamte Bestand entwurmt werden. Erkrankte Tiere müssen unter Umständen zusätzlich behandelt werden. Absammeln des Kots von Paddocks und Weiden vermindert die Infektionsgefahr.


  1. Bandwürmer


Bandwürmer (Anaplocephala perfoliata) sind beim Pferd nur schwer nachzuweisen, verursachen aber ähnliche Schäden im Darm wie andere Parasiten. Spricht ein Pferd auf normale Entwurmungen nicht an und sind Zahnprobleme auszuschließen, sollte ein Bandwurmbefall immer in Erwägung gezogen werden.

Infektionsweg: Die Bandwurmeier werden mit dem Zwischenwirt, der Moosmilbe aufgenommen und entwickeln sich vor allem im Dünndarm zu adulten Würmern.

Symptome: Abmagerung, Koliken, Durchfall, schlechte Entwicklung trotz regelmäßiger Entwurmungen

Prophylaxe und Bekämpfung: Trockenlegung von Wiesen um die Moosmilben zu vernichten, Weidehygiene, Entwurmung mit speziellen Bandwurmmitteln.


  1. Leberegel


Leberegel (Fasciola hepatica und Dicrocoelium dendriticum) sind eigentlich keine Pferdeparasiten sondern „verlaufen“ sich nur gelegentlich ins Pferd. Eigentlich handelt es sich um Rinder- und Schafparasiten.

Eine Infektion erfolgt gelegentlich, wenn Pferde auf Rinder- oder Schafweiden gehalten werden oder mit deren Kot verunreinigtes Rauhfutter bekommen.

Die Symptomatik variiert und ist abhängig von der Leberschädigung. Es kann zu Leistungseinbußen, Abmagerung und Koliken kommen. Häufig führt die Leberschädigung auch zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit die sie als Sonnenbrand vor allem auf der unpigmentierten Haut äußert. Blutuntersuchungen können erhöhte Leberwerte ergeben.

Die Bekämpfung erfolgt mit einem Mittel für Schafe und Rinder, welches hierfür vom Tierarzt umgewidmet werden muss.

Fasinex ist nicht für Pferde zugelassen