Equines Cushing Syndrom/ECS


Definition und Diagnose


Das Equine Cushing Syndrom (Cushing, ECS, PPID) ist eine Hormonstörung im Gehirn und in der Hirnanhangsdrüse mit Erhöhung verschiedener Hormone die sich auf den Stoffwechsel auswirken.

Betroffen sind meist Pferde über 15 Jahren (typische Alterserkrankung).

Das Hauptsymptom des ECS ist Hirsutismus, das heißt die Pferde haben unnatürlich langes Fell (am am ganzen Körper oder nur vereinzelt) und Fellwechselstörungen bis hin zum völligen Ausbleiben des Fellwechsels.

Cushing Vollbild mit Hirsutismus und Hängerücken

eitere Symptome und Folgeerkrankungen sind:


Von den Besitzeren wird meist zunächst der gestörte Fellwechsel beobachtet, oder das Pferd bekommt ohne erkennbare Ursache Hufrehe. Hat ein älteres Pferd eines oder mehrere der oben genannten Symptome, sollte immer auch an ein Equines Cushing Syndrom gedacht werden und eine entsprechende Diagnostik eingeleitet werden.

Leichtere Fellveränderungen

Die Diagnose kann anhand des klinischen Bildes gestellt werden, sollte jedoch immer labordiagnostisch abgesichert werden. In den meisten Fällen reicht die Messung des Hormons ACTH (Adrenocorticotrophes Hormon), in unklaren Fällen gibt es weitere Testmethoden.

Der ACTH-Spiegel steigt bei ALLEN Pferden im Spätsommer und Herbst, bei erkrankten Tieren ist dieser Anstieg jedoch deutlicher, so dass in dieser Zeit eine Diagnose leichter gestellt werden kann.

Die Messung des ACTH-Wertes erfolgt später auch zur Therapiekontrolle.


ACTH- Wert gesundes Pferd (Referenzwerte sind von Labor zu Labor unterschiedlich) ca.:

November bis Juli unter 29 pg/ml

August bis Oktober unter 47 pg/ml



Entstehung


Ursache des Equinen Cushing Syndroms ist ein Dopaminmangel im Gehirn. Dopamin ist ein Hormon welches normalerweise die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) hemmt. Fehlt Dopamin schüttet die Hirnhangsdrüse unkontrolliert verschiedene Hormone aus. Hierbei vergrößert sich die Drüse und es kann zur Bildung von gutartigen Tumoren (Adenomen) kommen. Früher ging man davon aus, dass diese Adenome die Ursache des ECS wären, heute weiß man dass ein primäres Hypophysenadenom beim Pferd nur selten vorkommt. Meist treten diese Adenome sekundär bei Dopaminmangel auf.

Das bekannteste der Hypophysenhormone ist das ACTH welches sich unter Anderem auf den Cortisonstoffwechsel auswirkt. Dieses Hormon kann im Blut gemessen werden und dient damit der Diagnostik und der Therapiekontrolle.

Eine weitere Hormongruppe die beim ECS vermehrt produziert werden sind die β-Endorphine. Endorphine gehören zu den sogenannten „Glückshormonen“ und bewirken zum Einen eine Verhaltensveränderung (Pferd wirkt in sich gekehrt, abwesend, „alt“), zum Anderen vermindern sie das Schmerzempfinden weshalb ECS-Pferde mit Hufrehe oder Hufgeschwüren häufig nur leichte Symptome zeigen.

Hufbeinrotation bei Hufrehe

Die Hypophyse ist einer der wichtigsten Hormonproduzenten des Körpers und eine Störung hat entsprechend viele Auswirkungen, was auch die Vielfältigkeit der möglichen Symptome erklärt.










Behandlung


Die Behandlung erfolgt meistens mit Pergolid (Prascend, Fa. Boehringer). Hierbei ist zu beachten, dass die Dosierung nach dem klinischen Bild und dem ACTH – Wert erfolgen muss und NICHT nach dem Körpergewicht des Pferdes. Hierbei ist eine gewisse Erfahrung des behandelnden Tierarztes von Vorteil.

Pergolid ersetzt das fehlende Dopamin und hemmt damit die Hirnanhangsdrüse.

Nebenwirkungen sind bei korrekter Dosierung (d.h. nach ACTH-Wert) selten. Wird zu hoch dosiert kann es zum Beispiel zu Koliken, Verhaltensveränderungen und Hautproblemen kommen. Dies ist in meiner Praxis noch nie vorgekommen.

Ein Cushing-Patient muss, ähnlich dem menschlichen Diabetiker, individuell eingestellt und regelmäßig überwacht werden.


Unterstützend oder alternativ können pflanzliche Kombinationspräparate verwendet werden. Die derzeit vorliegenden Studien sprechen aber dafür dass diese als alleinige Therapie nicht geeignet sind.


Die Behandlung muss lebenslang erfolgen, eine Regeneration der Dopaminproduktion im Gehirn wurde bislang nicht beobachtet.



Unterstützende Maßnahmen


Zu Beginn der Behandlung macht es bei vielen Pferden Sinn sie zu scheren.

Besteht sekundär ein Metabolisches Syndrom ist unbedingt das Gewicht zu reduzieren und der Weidegang einzuschränken oder zu unterbinden.

Ist das Pferd aufgrund der Cushing-Erkrankung abgemagert so muß, vorrausgesetzt es liegt keine Insulinresistenz vor, versucht werden es mit entsprechenden Futtermitteln und ggf. Zusatzfuttermitteln (zum Beispiel Aminosäurepräparate zum Muskelaufbau) wieder in einen normalen Ernährungszustand zu bringen.

Aufgrund des geschwächten Immunsystems sind regelmäßige Impfungen und Wurmkuren erforderlich. Regelmäßige Zahnkontrollen sollten ohnehin selbstverständlich sein, gerade beim älteren Pferd.